Wahlkampf in einfacher Sprache

Die erste Veranstaltung, bei der alle BundestagskandidatInnen des Wahlkreises – auch die von der CDU – anwesend waren.

„Wahlkampf in einfacher Sprache“ war das Motto der behinderten Menschen des Heggbacher Wohnverbundes im Gemeindehaus St. Michael. Es ging um Atompolitik, Nahverkehr und Taschengeld.

SWP: Weniger Barrieren 15.07.2013

Weniger Barrieren

„Wahlkampf in einfacher Sprache“ haben Politiker vor behinderten Menschen des Heggbacher Wohnverbundes im Gemeindehaus St. Michael gemacht. Es ging um Atompolitik, Nahverkehr und Taschengeld.

CHRISTINA KIRSCH | 15.07.2013

Annette Weinreich von den Grünen formulierte es so: „Menschen, die Betreuung brauchen, dürfen nicht wählen.“ Das gilt für Vollbetreuungen in allen rechtlichen Belangen und widerspricht der UN-Menschenrechtskommission, die auch für behinderte Menschen ein Wahlrecht vorsieht. Dies war das Auftaktthema bei der Podiumsdiskussion in einfacher Sprache, die vom Heggbacher Wohnverbund der St. Elisabeth-Stiftung initiiert und organisiert worden war. 60 behinderte Menschen mit ihren Betreuern und etwa 40 Besucher waren ins Gemeindehaus St. Michael gekommen und ließen sich zwei Stunden lang komplizierte Fragen in einfacher Sprache erklären.

Die erste Frage, nämlich die nach dem Wahlrecht, beantworteten alle Parteienvertreter ähnlich. Man müsse möglichst bald Bedingungen schaffen, dass möglichst alle Behinderte wählen können. Das schreibe die UN vor. Schnell wurde klar, dass Politiker sich umstellen müssen, wenn sie in einfacher Sprache reden sollen. Der Begriff „UN“ musste genau so erklärt und ersetzt werden wie „Diskurs“, „Handicap“ oder auch „Legislaturperiode“.

Fachreferent Wolfgang Dürrenberger vom Heggbacher Wohnverbund achtete als Moderator darauf, dass die einfache Sprache und das Zeitlimit eingehalten wurden. Ein Bewohner hielt bei Bedarf ein Schild hoch, das den Podiumsteilnehmern den Ablauf ihrer Redezeit anzeigte. Die Bundestagskandidaten Annette Schavan (CDU), Hilde Mattheis (SPD), Annette Weinreich (Grüne), Frank Berger (FDP) und Eva-Maria Glathe-Braun (Linke) beantworteten Fragen, die die Bewohner des Marianna-Bloching-Hauses erarbeitet hatten (wir berichteten über die Vorbereitungen).

„Warum bekommen Menschen mit Behinderung nicht mehr Geld für ihre Arbeit?“, war eine der Fragen, bei denen sich bald herausstellte, dass komplizierte Sachverhalte schwer in einfache Sprache zu fassen sind. Einfach Antworten bargen in der Diskussion auch die Gefahr, zu plakativ zu werden. Annette Schavan meinte, „dass Kostenträger auch in der Lage sein müssen, das Budget zu erhöhen“, worauf das Wort „das Budget“ korrigiert werden musste. Hilde Mattheis erklärte, „dass, wer in Behindertenwerkstätten arbeitet, auch einen höheren Betreuungsbedarf hat“.

Sensibilisiert sind Behinderte vor allem auf Gefahren, die ihnen und der Welt drohen. Deshalb wollten sie auch wissen, wann der Ausstieg aus der Atomkraft komme und was der Strom dann koste. Annette Weinreich stellte in der Frage die Atommüllproblematik in den Vordergrund und Frank Berger meinte, dass das EEG-Gesetz Menschen träfe, die wenig Geld haben.

Richtig global wurde es mit der Frage „Warum geben wir so viel Geld für andere Länder aus?“ „Weil wir nicht alleine auf der Welt sind“, meinte Annette Weinreich. Zum Wahlkampf eignete sich auch die Frage nach Arm und Reich, die Eva-Maria Glathe-Braun dankbar aufnahm und mit der Forderung „Jeder muss von seiner Arbeit leben können“ untermauerte.

Jedes Versprechen, dass es jemanden gutgehen soll, müsse aber auch bezahlt werden, warf Annette Schavan ein. Fragen nach dem Nahverkehr, der Lärmbelästigung und den Zielen der Kandidaten für die nächsten vier Jahre wurden beantwortet. „Busse und Bahn für alle“ (Linke), Barrierefreiheit (Grüne), „Verständnis füreinander“ (SPD) und „Schulen, an denen besondere Förderung möglich ist“ (CDU) waren die Antworten der Kandidaten.

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