Es erstaunt mich immer wieder, auf welch heftigen Reaktionen solche Forderungen stoßen.
Da reden wir über Gentechnik, Bahnhöfe, Energiewende etc…, aber nirgends kochen die Gemüter so schnell so hoch wie bei diesen Frauenthemen.
Ich war früher überhaupt keine Verfechterin von z.B. geschlechtergerechter Sprache, fand das eher albern und habe mich bewusst Annette Weinreich – Freier Architekt genannt, weil das Wort Architektin vor 15 Jahren noch kaum geläufig war.
Heute u n v o r s t e l l b a r !
Ich dachte auch, in der Männerwelt der Baubranche würde ich so ernster genommen. Das Leben hat mich etwas anderes gelehrt.
Und so weiß ich heute, wie unterschwellig sich solch kleine, gerne auch für unnütz deklarierte Massnahmen, auf das große Thema Gleichstellung auswirken und wie sie dazu dienen in den Köpfen der Menschen etwas zu bewegen.
Und deshalb bin ich dafür dieses Bewusstsein weiter zu schärfen.
Die große Aufregung um diese Thema zeigt mir, wie wichtig das auch weiterhin ist.
Artikel in der SWP vom 11.07.2013
Ulmer Grüne: Olgastraße soll Königin-Olga-Straße heißen
Die Grünen möchten Ulmer Straßen umbenennen. Nicht alle, nur ein paar. Die Namen von Frauen sollen so klar erkennbar werden.
Merian – da denken die meisten ans monatliche Reisemagazin. So schön die Hefte auch sind, der Merianweg am Eselsberg ist nicht nach ihnen benannt. Sondern nach einer Frau, der Naturforscherin Maria Sibylla Merian. Aus dem Straßennamen geht das aber nicht hervor.
Bei der Olgastraße ist das anders. Eindeutig: ein weiblicher Vorname. Aber auf welche Frau nimmt er Bezug? Auf die württembergische Königin Olga (1822-1892). Doch wer weiß das schon? Das wollen die Grünen ändern. Annette Weinreich, Sigrid Räkel-Rehner und Ulrike Lambrecht möchten Olga ihren Adelstitel zurückgeben. Die Olgastraße soll künftig Königin-Olga-Straße heißen, fordern die Stadträtinnen.
Nicht etwa, weil die Grünen jetzt royalistische Züge zeigen. Sondern weil sie Frauen zu mehr Geltung im Straßenbild verhelfen wollen. Alle Straßennamen, die auf eine Frau zurückgehen, sollten sie klar bezeichnen. Der Merianweg beispielsweise soll Maria-Merian-Weg heißen. Wenn neue Straßen Namen kriegen, sollten mehr Frauen berücksichtigt werden. Denn die sind in Ulm doch arg unterrepräsentiert. Von den insgesamt rund 1050 Straßen, Gassen, Wegen, Plätzen und Brücken sind gerade mal 30 nach Frauen benannt, listen die Grünen auf. 200 immerhin tragen Männernamen.
Nun liegt dieses Ungleichgewicht natürlich auch in der Vergangenheit begründet, in der Männer viele Vorzüge genossen, bei Bildung zum Beispiel, nachfolgend Karriere, Ruhm und Ehre – und schlussendlich vielleicht ein Straßenname. In der Gegenwart aber sollten diese Geschlechtsunterschiede keine Rolle mehr spielen, in Bildungs- und Karrierechancen ebenso wenig wie bei den Straßennamen. Die Grünen machen auch gleich ein paar Vorschläge. Schließlich gibt es in der Geschichte eine Reihe von bedeutenden Frauen, die in Ulm noch nicht die Ehre hatten, einer Straße den Namen zu leihen.
Freilich liegt auch bei Männern einiges im Argen. Nach wem, zum Beispiel, ist die Karlstraße benannt? Nach König Karl, Olgas Mann. Wäre es da im Zuge der Gleichberechtigung nicht angesagt, auch ihm den „König“ voranzustellen? Das wäre vielleicht ein Aufgabenfeld für die Grünen-Männer.
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