Geplanter Karlstraßen-Umbau wirft Fragen auf und löst Debatten aus
Die Ulmer Karlstraße wird mit Millionenaufwand umgebaut und in ihrem oberen Teil eine Stadt-Allee. Bei allem Jubel ruft dies in den Fraktionen auch Bedenken hervor und löst in sozialen Netzwerken Debatten aus.
„Sind die Abbiegespuren lang genug, dass der Verkehrsfluss garantiert ist und keine Staus entstehen?“ Eines von etlichen Bedenken, die Siegfried Keppler (CDU) im Blick auf den Umbau der Karlstraße hat (wir berichteten gestern). Andere lauten: Werden die Kreuzungsbereiche so ausgebaut und die Straßenbäume, die im westlichen Teil auf 600 Meter Länge eine Stadt-Allee herausbilden sollen, so platziert, dass die in der Karlstraße residierende Feuerwehr ungehindert einsatzbereit bleibt? Können die Bauarbeiten so mit anderen Projekten – Sedelhöfe, Straßenbahn, City-Bahnhof – vertaktet werden, dass der Verkehr nicht zusammenbricht? Was bringt der Flüsterbelag? Und: Sollte man nicht besser gleich mit 10 Millionen Gesamtkosten rechnen, anstatt wie zunächst mit 8,5 Millionen?
Bei aller Beschwichtigung, in der sich der Ulmer Baubürgermeister Alexander Wetzig und sein Chef-Verkehrsplaner Thomas Feig übten, und bei aller grundsätzlichen Vorfreude auf die durchgreifende städtebauliche Neugestaltung dieser Ulmer Ost-West-Hauptverkehrsachse: Die Fragen und Vorbehalte zeugen von einer Grundskepsis im Rat. Sie dürfte herrühren von der Vielzahl an laufenden und sich abzeichnenden Baustellen in der City, die Belästigungen für Anwohner und Autofahrer nach sich ziehen, was wiederum Stadtpolitikern lästig ist – zumal in einem Wahljahr.
Indes: Auch der größte Skeptiker Keppler sieht wie die Sprecher der übrigen Fraktionen – Gerhard Bühler (FWG), Birgit Schäfer-Oelmayer (Grüne), Rose Nieberle (FDP) – beste Perspektiven für die Anwohner, für die es nach allgemeiner Einschätzung nur besser werden kann. Hartmut Pflüger (SPD) apostrophierte die Planung, die auf einen Entwurf des Stuttgarter Büros Pesch Partner aus dem Jahr 2009 zurückgeht, gar als „großartig“.
Lediglich die Radfahrer schauen dumm aus der Wäsche. Ihr Weg durch die Neustadt in die Oststadt führt über die Zeitblomstraße, weshalb in der Karlstraße kein Radverkehr vorgesehen ist. Annette Weinreich (Grüne) regte daher an, die drei Meter breiten Gehwege auch für Radler zu öffnen. Wetzig: Darüber und die entsprechende Beschilderung werde erst nach Fertigstellung entschieden.
Reaktionen auf den geplanten Umbau
Kritik Auf der Webseite und der Facebook-Seite der SÜDWEST PRESSE haben viele Leser ihre Meinung zu den Umbauplänen der Karlstraße geäußert. Einige, etwa Marc Hoffmann, kritisieren die jetzige Situation, fragen sich aber: „Wo bitte soll in Ulm der Verkehr noch langfahren? Die Ost-West-Verbindungen sind nach diesem Bauabschnitt bis auf die Olgastraße kaum noch existent.“ Auch Max Braun befürchtet nach dem Umbau noch mehr Stau – wie in der Neuen Straße, wo der Verkehr nur noch stehe. Er kommentiert sarkastisch: „Ein Hoch auf die Ulmer Verkehrsplaner.“ Facebook-Nutzerin Wi Di kritisiert die „Dauerbaustelle Stadt Ulm“, Oli Via sorgt sich um die Zeit während der Bauarbeiten: „Wo sollen wir Anwohner in dieser Zeit parken?“ Monika Reichert fragt: „Wie ist das mit der Feuerwehr? Kommt die noch gut raus?“
Lob Doch es gibt auch Lob. „Stadtallee hört sich gut an“, kommentiert Sibylle Gurrieri. Lena Sommer hofft, dass durch den Umbau auch die Häuser an der Karlstraße ihren alten Glanz zurückbekommen. Andere wie Werner Korn finden, dass die Menschen mehr öffentliche Verkehrsmittel nutzen oder Rad fahren sollen. Die „autogerechte Stadt“ sei veraltet, nun sei es „Zeit für eine lebenswerte Karlstraße“.
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