Missstimmung wegen Streitigkeiten über das Ehrenamt
Missstimmung im Gemeinderat wegen einer Grünen-Attacke auf eine FWG-Stadträtin. Anlass: Streitigkeiten über das Ehrenamt.
Es gibt Leute, die behaupten, Helga Malischewski habe mitunter eine sehr schlichte Betrachtung der Dinge. Andere nennen diese Haltung bodenständig. Jedenfalls geschah es unlängst im Rat; Die FWG-Stadträtin, die sie ehrenamtlich wie auch Sprecherin des Paradekonzertvereins seit Jahr und Tag ist, äußerte ziemliches Unverständnis darüber, dass die Stadt überhaupt Geld aufwenden muss, um das Ehrenamt zu stützen und zu fördern. Noch vereinfachter gesagt als es die Stadträtin tat: Ehrenamt ist Ehrenamt und sollte den Steuerzahler gar nichts kosten.
Sorgte dies schon im Sozialausschuss für Debatten, so löste ein Kommentar von Malischewskis grüner Ratskollegin Annette Weinreich auf Facebook ein für die gewöhnlich harmonischen Ulmer Ratsverhältnisse mittleres Beben der Empörung aus – und eine Gegenattacke des FWG-Fraktionschefs im Plenum. Der Reihe nach: Wer Familie und Beruf in Einklang bringen oder Eltern pflegen müsse, finde kaum mehr Zeit fürs Ehrenamt, postete Weinreich, die an besagter Sitzung gar nicht teilgenommen hatte, in die Welt der sozialen Netzwerke hinaus. „Politikerinnen, die so fernab der Realität leben, brauchen wir – auch im Ehrenamt – nicht mehr.“
Dieser Angriff ging nicht nur der FWG zu weit. Selbst Stadträte der eigenen grünen Reihen erschraken ob dieser Tonart. Worauf Entschuldigungen schließen lassen, die Malischewski erreichten, übrigens auch von der Delinquentin selber.
Eine Replik nicht auf Facebook, sondern vor der deutlich kleineren Öffentlichkeit des Gemeinderats vereitelte diese Reue aber nicht. Und so knöpfte sich zu Beginn der Sitzung Reinhold Eichhorn die Grüne in Form einer Erklärung vor. Der FWG-Fraktionschef beklagte den Verfall der Sitten im Umgang untereinander. „Ein einzelner Ausrutscher ist verzeihbar.“ Es häuften sich aber unqualifizierte persönliche Angriffe. Weinreichs Äußerung habe das Fass zum Überlaufen gebracht. In 20 Jahren habe er es im Rat nicht erlebt, dass ein Ratskollege sich über einen anderen „in dieser Art äußerte“.
Eichhorns Vorhalt zog eine neuerliche Attacke Weinreichs nach sich – und eine Erklärung des Oberbürgermeisters zur Lage im Rat.