Konfliktfälle am Hauptbahnhof
Seit Jahren ein Thema: Die Neugestaltung des Bahnhofsplatzes. Ein Architektenwettbewerb hat ein zwar ein Ergebnis gebracht, jedoch keinen Durchbruch erzielt. Das hat Folgen für das weitere Vorgehen.
Eine Sitzungsunterbrechung im Fachausschuss Stadtentwicklung war notwendig, um voranzukommen in der Frage: Wie können Platz und Verkehrsräume vor dem Hauptbahnhof urban gestaltet werden, ohne sich spätere Bausteine des Konzepts Citybahnhof zu verbauen? Etwa die Überbauung des Busbahnhofs. Oder die auf Jahre hinaus verschobene neue Empfangshalle. Gegen den Willen der CDU einigte sich die Mehrheit darauf, dass der als Grundlage dienende Siegerentwurf der Arbeitsgemeinschaft Hullak/Rannow (Ulm) und Hummert Architekten (Dortmund) überprüft und weiterentwickelt wird (wir berichteten). Zuvor waren Konfliktfelder offenbar geworden.
Verkehr Die Bauverwaltung plädiert dafür, erneut zu untersuchen, ob die vorgesehenen vier Spuren in der Friedrich-Ebert-Straße auf zwei reduziert werden können. Dies, um Fußgängern und Radlern (Annette Weinreich, Grüne: „Rad-Abstellplätze dürfen nicht unter die Räder kommen“) mehr Platz einzuräumen. Baubürgermeister Tim von Winning glaubt, ein Spurrückbau sei möglich, „weil die Flaschenhälse der Zinglerberg und die Kreuzung Neutor-/Olgastraße sind“. Dort staue sich der Verkehr, nicht auf der Ebert-Straße. FWG, CDU und FDP lehnen – anders als Grüne, SPD und Linke – eine Fahrbahnreduzierung ab. FWG und FDP stimmten neuerlichen Untersuchungen aber zu. Die CDU nicht, was Michael Joukov (Grüne) so kommentierte: „Mitunter habe ich den Eindruck, die CDU hätte auch auf dem Münsterplatz am liebsten immer noch Parkplätze.“ Siegfried Keppler (CDU) warf die Frage auf, ob sich der Busbahnhof noch an der richtigen Stelle befindet oder ob er auf künftig nicht mehr genutzten Bahnflächen nicht besser aufgehoben wäre.
Überdachung Die CDU ist strikt gegen die Überlegung von Winnings, die geplante langgezogene Überdachung zwischen Bahnhofsgebäude und Busbahnhof zu reduzieren auf ein kompaktes Dach vor dem Bahnhofseingang, gleichsam Regenschutz für die Passage. Kienle: „Diese Überlegung ist eine Entstellung des Siegerentwurfs.“
Aufenthaltsqualität Ein Begriff, in aller Munde, aber schwer zu definieren. Gerhard Bühler (FWG): „Wir können es uns abschminken zu glauben, jemand wolle sich lange vorm Bahnhof aufhalten“. Dieser Platz sei eine Drehscheibe für Ankommende und Abreisende. Aufenthaltsqualität bedeute nicht, „dass ich ein Eis essen will“, kommentierte Dorothee Kühne (SPD). „Es geht darum, mich zurecht zu finden und die Verkehrswege ungestört überqueren zu können“. Fraktionskollegin Brigitte Dahlbender: „Sich verabreden, treffen, Mitfahrgelegenheiten suchen – praktische Dinge.“
Stadtgrün Mehr Bäume als die vorgeschlagenen zwei Reihen im Norden und Süden? Die CDU hielte dies für kontraproduktiv auf einem Platz, der „Verkehrs-, Verteiler- und Informationsfunktionen“ (Keppler) zu erfüllen habe. Dennoch: Auch diese Frage wird neu aufgemischt.
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