Wir haben einen Wettbewerb ausgeschrieben, wir haben einen Siegerentwurf gekürt, wir fanden das alle gut.
Nun haben wir einen neuen Baubürgermeister, Tim von Winning (den ich im Übrigen sehr schätze), der das aber nicht gut findet – und der das vor allem super „verargumentieren“ kann.
Die Mehrzahl der Gemeinderäte ist daraufhin umgefallenen, jetzt wird alles wieder von vorne gemacht. Nur dass diesmal nicht Architekten in eine Planungskonkurrenz die Entwürfe machen, sonder die Verwaltung ?!?
Ob da so unbedingt was besseres dabei heraus kommt?
Ganz zu Schweigen von dem Signal, das die Verwaltung da nach außen gegenüber der Architektenschaft abgibt. Wettbewerbsergebnisse können also einfach so ignoriert werden…. das ist kein guter Stil!
Hartes Ringen um die Dachfrage am Bahnhofsplatz
Es war ein zähes Ringen in bester parlamentarischer Manier. Zwar waren im Fachausschuss für Stadtentwicklung des Ulmer Gemeinderats teils durchaus harte Bandagen angelegt worden. Die Debatte aber war getragen vom sachlichen Austausch der Argumente. Die Fronten verliefen quer durch die Fraktionen. Was sich am Ende im knappen Abstimmungsergebnis ausdrückte: Mit 7 zu 4 Stimmen bei einer Enthaltung beschloss der Ausschuss, sich bei der Neugestaltung des Bahnhofsplatzes vom bisherigen Konzept zu verabschieden.
Auf der einen Seite standen diejenigen, die am ersten Preis aus dem europaweiten Wettbewerb festhalten wollten. Deren entschiedenste Stimmen waren Thomas Kienle, CDU („Wir haben einen guten Entwurf, warum sollten wir den aufgeben?“) und Annette Weinreich, Grüne („Es geht doch nicht um ein Dach oder mehrere Dächer vor dem Bahnhof, es geht um den Stadteingang, den die große Lösung besser markiert“).
Auf der anderer Seite jene, die sich der Verwaltung und damit Baubürgermeister Tim von Winning anschlossen. Er hatte eingangs sowohl veränderte Rahmenbedingungen (unter anderem neue Tiefgaragenplanung, außerdem keine durchgehende Passage unterm Bahnhof bis zur Schillerstraße, kein neues Bahnhofsgebäude) als auch funktionale Gründe (ein 120 Meter langes Glasdach werfe statische Probleme auf und sei teurer) ins Feld geführt. Deshalb plädiere er schweren Herzens gegen den prämierten Vorschlag der Arbeitsgemeinschaft Büro Hullak + Rannow (Ulm) und Hummert (Hannover). Handele es sich doch um einen „sehr guten Entwurf“. Indes: „Es geht zentral um die Frage: Wie komme ich in Ulm an?“ Da biete eine veränderte Dachlandschaft mit kleineren Überdachungen, vor allem aber einem Wetterschutz am Eingang zum Bahnhof bessere Möglichkeiten.
Überhaupt von Winning: Mit diesem Vorstoß am Hauptbahnhof rüttelte der Baubürgermeister ein zweites Mal an alten Beschlusslagen. Schließlich hatte er die Frage der Anzahl an Autospuren in der Friedrich-Ebert-Straße neuerlich aufgeworfen und vor Wochenfrist am Ende im Gemeinderat für seine Drei-Spuren-Variante eine Mehrheit bekommen.
Auch diesmal folgte die Mehrheit dem Verwaltungsvorschlag. In erster Linie, weil die Ausgangslage sich verändert habe, wie Gerhard Bühler (FWG) sagte. Kernpunkt für ihn: Die breite Fußgängerunterführung komme nicht, wie noch vor drei Jahren angenommen. „Deshalb brauchen wir jetzt eine gut gestaltete Überdachung am Bahnhofseingang.“ Diese Bemerkung veranlasste im Verkauf der Diskussion Bühlers Fraktionskollegin Helga Malischewski (FWG) zur schnippischen Frage, was all die gescheiten Leute in der Jury des internationalen Wettbewerbs sich eigentlich gedacht haben, als sie auf einen solchen Wetterschutz verzichtet hatten.
Dorothee Kühne (SPD) und Denise Niggemeier (Grüne) betonten, der neue Vorschlag vereine gestalterischen Reiz und Funktionalität nicht unter einem, sondern unter fünf Dächern. Uwe Peiker (Linke) mahnte, gestalterische Ansprüche nicht zu begraben. Rose Goller-Nieberle (FDP): „Wir sind für den neuen Vorschlag. Wir waren fürs große Dach, aber nie ganz glücklich damit.“
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