Das Berblingerdenkmal, vielmehr die Kostenerhöhung von 500 TE auf 700 TE erhitzt die Gemüter in der Stadt.
Doch betrachten wir das Ganze mal objektiv:
Es gab die Entscheidung und den Beschluss, genau dieses Kunstwerk, nämlich eine schräge, schwingende Treppe, auf der Adlerbastei – der Abflugrampe vom Schneider von Ulm – als Punkt zu setzen. Für diesen Entwurf sprachen viele Gründe:
- Es werden keine Bäume dafür geopfert
- Es wird mit dem Thema Höhe genau an der Stelle gespielt, wo Albrecht Berblinger sich seinerzeit auch in die Tiefe stürzte
- Die Höhe kann für die Bürgerschaft nacherlebt werden, indem die Treppe bestiegen werden kann
- – und das ist der Knackpunkt – es soll dabei ein mulmiges Gefühl entstehen, indem die Treppe beim Begehen schwingt
Jetzt erhöhen sich die Kosten um 200 TE. Alle schreien auf und lassen kein gutes Haar mehr an der Skulptur, oft ohne die ganzen Zusammenhänge zu kennen. Ein Problem stellt dabei die Einspannung in den Untergrund dar. Nicht nur, dass das Thema Untergrund bei allen Bauvorhaben immer ein schlecht einschätzbarer Faktor ist (eine Baugrunduntersuchung wurde vor der Ausschreibung nicht gemacht und den Künstlern somit auch nicht zur Verfügung gestellt, wie soll dieser dann die Kosten belastbar einschätzen können?)
Zudem kommen erschwerte statische Berechnungen hinzu, damit der Querschnitt des Innenrohrs der Spindel nicht zu hoch wird und trotzdem die Schwingungen, die ein wichtiger Teil des künstlerischen Anspruchs sind, möglich sind.
Besserwisser sagen jetzt, das hätte man ja alles vorher schon wissen können.
Tja, und dann? Ein Ausstieg aus dem Vorhaben wäre vertraglich grundsätzlich möglich, allerdings würde dies die fristgerechte Realisierung dieses oder eines entsprechenden Alternativkunstwerks ausschließen. Die bisher aufgelaufenen Kosten wären in den Sand gesetzt.
Bedenkt man, dass knapp 1,4 Mio für die Feierlichkeiten rund um den 250sten Geburtstags des „Schneiders von Ulm“ ausgegeben werden, fände ich es fatal, ausgerechnet das Projekt zu canceln, das als Einziges langfristig und dauerhaft erinnern soll.
Das Werk an der ehemaligen Abflugstelle des „Schneiders von Ulm“ stellt den Höhepunkt unter diversen geplanten Veranstaltungen, wie einem Donauflug mit Fluggeräten, Ausstellungen sowie Theater- und Musicalproduktionen dar.
Wenn also unbedingt die 200 TE eingespart werden müssen, dann sollte man auch die anderen Projekte genauer unter die Lupe nehmen und nicht ausgerechnet das Projekt rausschmeißen, das uns auch noch Jahre nach dem Jubiläum an die Intention dieser Aktionen, nämlich die „Notwendigkeit einer offenen Stadtgesellschaft gegenüber Innovationen und neuen Ideen“ erinnert.
Im Unterschied zu den Veranstaltungen soll die Installation über das Jubiläumsjahr hinaus bestehen: als öffentlich zugängliche Möglichkeit, sich mit Aspekten rund ums Fliegen auseinanderzusetzen und mit der Person Berblingers vertraut zu machen.

Wir hätten sicherlich überhaupt kein Berblinger Jubiläum, wenn der Albrecht damals aus Kostengründen mittendrin aufgegeben hätte.
S. der Entwurf von Brunner / Ritz Der Berblinger Turm in Erinnerung an Albrecht Ludwig Berblinger: Anlage_2_Entwurfsbeschreibung_Berblingerturm
S. Auch
https://berblinger.ulm.de/programm/ausstellungen
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